Verliebt in Neuseeland: mit dem Campervan entspannt und glücklich vom Norden in den Süden durch viele Hochs, mit ein paar Herausforderungen und wie am Ende noch alles gut wurde.

6 Wochen Neuseeland und wir kommen jetzt erst dazu, alles in Worte und Bilder zu fassen. Neuseeland hat uns durch so viele Hochs und Tiefs begleitet. Ich versuchs mal von Anfang an: Am 11.01.2017 sind wir am Vormittag in Auckland angekommen und haben in einem Airbnb unseren Jetlag ausgeschlafen und Campervans online gesucht. Schon bald stießen wir auf einen lieben roten Campervan und machten für den nächsten Tag einen Besichtigungstermin aus. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick, und wir haben uns womöglich von der Schönheit unserer Mariandl und der großen Nachfrage nach Campervans blenden lassen und sie sogleich ein wenig zu teuer gekauft. Nachher ist man immer klüger oder so. Jedenfalls sind wir seit dem 14. Jänner Rubbertramps. Schnellstmöglich raus aus Auckland, das uns viel zu sehr an die USA erinnert und die großartigen Gratis-Campingplätze Neuseelands erkunden (In Neuseeland darf man nämlich mit einem Self-Contained Fahrzeug –Wassertank-Bett-Klo– an ausgewiesenen Campingplätzen –Campermate App– gratis übernachten). Und wir wurden nicht enttäuscht. Gleich unser erster Campingplatz war direkt am Strand. Daneben ging ein Spazierweg zu einem natürlichen Schwimmbecken inkl. Schwingseil, das wir natürlich austesteten. Wobei selbst jetzt im Hochsommer Meer und jegliche Gewässer ziemlich kalt sind, aber erfrischend. Unser nächstes Ziel war Cape Reinga, der nördlichste und wohl windigste Punkt Neuseelands, wo der Tasmansee und der Pazifik aufeinandertreffen. Ein herrlicher Ausblick! Nur 10 Minuten entfernt gibt es die Great Sanddunes, die wir mit einem Surfbrett runterfuhren und fielen und den Sand und Sonnenbrand noch lange mit uns trugen.
Nach ein, zwei weiteren traumhaft schönen Campingplätzen an Sandstränden mit viel zu arg romantischen Sonnenuntergängen, gings wieder zurück, wo wir bei den Whangarei-Heads einige Tage verbrachten, direkt am Hafen. Wir verschönerten den Bus mit ultratoller Weihnachts-Lichterkette und Blümchenstickern, machten eine 7-stündige Tageswanderung zum Mount Lion und Peach Cove, wo es definitiv so aussieht, als hätte sich Gastein ans Meer verirrt. Nächster obligatorischer Zwischenhalt in Hobbiton, natürlich. Etwas anders als gedacht, mit 79 Dollar gar nicht so billig und jede 5! Minuten fährt ein Tourbus los. Naja. Muss man trotzdem gesehen haben, ist superlieb gemacht und man bekommt quasi ein Gratisbier dazu. Weiter gings nach Rotorua, wo es einige heiße Quellen gibt, die man unbedingt ausprobieren sollte und Mud Pools, wo Schlamm kocht, also eher nicht ausprobieren. Auch ein Maori-Dorf gabs zum ansehen, leider mit Tour nur relativ Disneyland-mäßig. Daher haben wir das lieber ausgelassen. Dafür gratis den Lady Knox Geysir angesehen (man muss einfach reinfahren), der für die Schar an Touris nicht mal so spektalulär war. Eine große Enttäuschung für uns war, dass wir den Vulkan Mount Ngauruhoe nicht sehen konnten-zu viel Nebel! Also machten wir uns weiter auf den Weg Richtung Süden an der Küste entlang nach Whanganui. Eine liebe kleine Stadt, leider so wie der Rest von Neuseeland ohne tolles Nachtleben. Dafür superwindig und definitiv eine Herausforderung zum Kochen. Tolle Märkte, viel zu viele Denkmäler, liebe Häuschen und ein Gypsie-Fair Markt. Ein paar Kilometer entfernt ein unglaublich schöner Strand mit einem der vielen tollen Spielplätzen, wo wir unseren ersten peinlichen Angelversuch starteten und kläglich scheiterten. Unterwegs nahmen wir die gesamte Zeit über immer wieder HitchhikerInnen mit, alle komplett unterschiedlich, viele Franzosen und Deutsche. Und so jung! Abschluss der Nordinsel war natürlich Wellington. Eine liebe StudentInnenstadt mit kunstvoll gestaltetem Hafen und einem der großartigsten Museen überhaupt! Gratis! In Wellington hatten wir eine zufällige Begegnung mit Bianca, einer ehemaligen Arbeitskollegin von mir, ohne von der Reise der jeweils Anderen zu wissen, am anderen Ende der Welt. Mit einer überteuerten Fähre gings am 31.1. auf die Südinsel nach Picton und von dort über eine der kurvigsten Bergstraßen überhaupt nach Nelson. Und bei der Fahrt dorthin bekamen wir die frohe Nachricht, dass meine Mama endlich wieder zu Hause ist nach fast 2 Monaten Krankenhausaufenthalt. Yippieh!
In Nelson gabs mehr erfolglose, aber besser ausgeführte Fischversuche, dann weiter nach Takaka, wo wir am Abel-Tasman-Track eine Tagesrundwanderung machten. Wohl eine der schönsten Wanderungen, an verschiedenen Traumstränden, durch Dschungelwälder und über weite Wiesen. Alles blüht und zirpt und singt und es gibt nicht sowas grausiges wie Schlangen oder Nacktschnecken! Auf der Reise zur Westküste gabs Zwischenhalte bei den Marinua Falls, zur längsten Hängebrücke der südlichen Hemissphäre, der Buller Gorge Swingbridge, zu den Pancake Rocks, die wissenschaftlich nicht erklärbar sind und zu den dortigen Blow Holes. Die Südinsel ist noch beeindruckender als die Nordinsel, so viel Naturschönheit, so vieles zum Staunen. Nur immer weniger freie Campingplätze (haben wohl schlechte Erfahrungen gemacht) und so viele Sandflies! Vor allem an der Westküste sind die Viecher brutal, da helfen nur giftige Sprays. Hokitika war zumindest für uns nur verregnet, dafür haben wir im strömenden Regen am Strand tatsächlich einen Greenstone gefunden! Und Glow-worms in einer Höhle gesehen! Wir gingen noch einen kleinen Goldminen-Track und dann fuhren weiter zu den Gletschern. Wer noch immer nicht vom Klimawandel überzeugt ist, soll sich doch bitte den Franz-Josef-Gletscher und den Fox-Glacier ansehen! Maxi konnte vor 7 Jahren, als er in Neuseeland sein Praktikum absolvierte, noch von unten einen Track zu den Gletschern machen. Heutzutage ist das nur noch in Form von Helikopter-Flügen möglich. Wir wanderten zu beiden Gletschern, soweit es erlaubt war und machten anschließend noch einen Rundweg um den nicht ganz so spiegelnden Lake Matheson mit Ausblick zum Mount Cook. Trotz der nicht mehr in Worte zu fassenden Schönheit der Westküste, mussten wir fliehen. Die Sandflies waren nicht mehr zu bändigen oder zu ignorieren. Ein paar Zwischenhalte und einen Kreisregenbogen um die Sonne (What?!) am Lake Wanaka später, erreichten wir inmitten von Einöden und „Nothingness“, das kleine Städtchen Wanaka, mit dem berühmten Wanaka Baum im See. Wir spazierten und übernachteten am Diamond Lake und besuchten das niedliche Kino „Paradiso“, das für seine besonderen Sitzmöglichkeiten und frisch-gebackenen Cookies in der Pause bekannt ist. Bei „Lion“ heulten wohl alle Anwesenden im Raum.
Zum Rob-Roy-Glacier, der umgeben von Blumenwiesen wesentlich schöner anzusehen ist als andere Gletscher, unternahmen wir eine Halbtageswanderung, wobei die Anfahrt auf schlechter Schotterstraße und durch etliche Furten, schon ein Abenteuer für sich war. Wir überlegten lange hin-und her, bis wir uns gegen Milford Sound und für Dunedin entschieden. So oder so ein Umweg mit kaum Campingmöglichkeiten. In Dunedin machten wir eine Albatrosstour mit einem alten Schiffersboot und unglaublich lieben Angestellten. Perfektes Wetter, Privattour und wir sahen einige verschiedene fliegende und sitzende Albatrossarten, Robben und superniedliche kleine blaue dicke Pinguine. Danach spazierten wir zum Victoria Beach, wo mich meine heißgeliebten Schafe wieder mal enttäuschten und einfach vor mir flohen, wenn ich sie knuddeln wollte. Nach einem Regenschauer gingen wir die steilste Straße der Welt hinauf, die Baldwin Street und sahen uns unbeeindruckende Grafitti-Kunstwerke an- wenn Reiche kreativ sein wollen.
Das nächste Ziel lautete: Queenstown. 2009 Maxis Heimat für 5 Monate. Inzwischen viel viel touristischer geworden und es gibt jetzt Ampeln! Wir besuchten und campierten bei Maxis Ex-Chefin Iris, die uns herzlich empfing und mit der wir ein paar lustige Abende verbrachten. Außerdem trafen wir Elisa, eine Ex-WG Kollegin von Maxi und sie lud uns auf eine Gondelfahrt zu ihrem Arbeitsplatz und einer Fahrt mit dem Luge ein (Sommerrodel-Gokartbahnen). Ebenso erfüllte ich mir gemeinsam mit Maxi den Traum, per Hanggliding zu fliegen. Ein einmaliges Erlebnis zu sehen und fühlen, dass man ohne Seil in der Luft herumgleitet.
Jetzt zum großen Tief unserer Neuseelandreise: schon in Queenstown hatten wir bei verschiedenen Anlässen einiges Pech. Wir verloren Socken, ruinierten Angeln, ich fiel beim Frisbee-Golf dermaßen in den Gatsch, dass ich mich komplett neu einkleiden musste etc. Das alles wäre ja noch ganz lustig gewesen, wenn nicht der Campervan-Verkauf gewesen wäre. Denn unverständlicherweise wollte niemand unser rotorange scheinendes Mariandl haben. Außer sogenannte Scams (BetrügerInnen) natürlich, diese Gauner tun sich wirklich viel an, um an Geld zu kommen. In Christchurch wollte nämlich jedeR um die gleiche Zeit seinen Van loswerden, natürlich zu Spottpreisen. Bevor wir irgendeinem Dealer unser schönes Mariandl geben, oder anderen Leuten, die es nicht wertschätzen, entschieden wir uns dazu, einiges am Preis nachzulassen und bekamen nach eineinhalbwöchiger Suche ein Angebot von Steve, einem älteren lieben Kiwi, der den Campervan zum Fischen haben will. Nachdem noch einige Reparaturen anfällig waren, bleibt uns jetzt etwas weniger als die Hälfte von dem Preis, den wir ausgegeben haben. Also Kinder: Augen auf beim Autokauf! Wir haben einiges dazugelernt, bereuen es aber trotzdem auf keinen Fall, uns für den Bus entschieden zu haben.
Aber nicht alle Zeit verbrachten wir in Christchurch nur mit Reperatur und Verkauf. Wir trafen uns mit Jess, einer Kiwi, die wir vom Tramprennen 2015 kennen. Die verplante Sozialarbeiterin ist erst seit kurzem wieder aus Schottland da und zeigte uns ein wenig die Stadt, die nach zwei Erdbeben ganz schön was durchleiden musste, ihre tollen Spielplätze und Bars. Bevor wir Freitag gegen Mitternacht zum Flughafen fahren, werden wir wohl noch ein wenig feiern gehen.
So, bis Freitag müssen wir noch ein paar Sachen organisieren. Kohletabletten und Schnaps werden vorsorglich für Indien gekauft, wo wir die ersten Tage bei David und Suguna, Freunden meines Papas, in Bengalore verbringen werden und dann gehts zu meiner allerliebsten Leni nach Goa. Mal sehen was uns in Indien so erwartet, gerade vorbereitet sind wir ja nicht drauf, einen absoluten Kulturschock nach der Idylle Neuseelands zu erleben. Ich werde es hier auf alle Fälle vermissen! Wir halten euch, so gut es geht mit indischem Wifi, auf dem Laufenden. Haltet die Ohren steif, wenns grad schief läuft und feiert und genießt und schätzt euch glücklich für das Leben und diese so wunderbare Welt! Danke an Familie und Freunde, die sich immer wieder bei uns melden, für uns da sind und uns ihre Liebe schicken. Ihr seid die besten! Ich bin froh, dass wir in einem Umfeld leben können, in dem Freundschaft und Familie wichtiger ist, als alles Geld der Welt. Denn Materialismus und Egoismus sind eine gute Kombi, um Menschen zu verletzen und sie für immer zu vertreiben.
PS: Nochmals Glückwünsche an meinen Cousin Peter und seine Freundin Kathrin zu ihrer süßen kleinen Laura!
PPS: wer unsere Reise lieber auch auf einer Karte verfolgen will, für den gibt es jetzt eine Travelmap zum anschauen: https://raxi.travelmap.net

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4 Antworten zu „Verliebt in Neuseeland: mit dem Campervan entspannt und glücklich vom Norden in den Süden durch viele Hochs, mit ein paar Herausforderungen und wie am Ende noch alles gut wurde.“

  1. Dann habts ja das Mariandl doch noch gut an den Mann gebracht, und immer noch günstiger als ein Leihwagen. Super tolle Bilder Landschaft pur. Rafi du schaffst es immer wieder mitreissende Texte zu verfassen. Weiterhin so gute und fröhliche Reise!🛫😀🏞🚐🚙🤔😊

  2. Hallo Raxi! Sitz grad zur Kontrolle im UKH und hab mit grossem Interesse znd voller Spannung euren Blog gelesen und die super Fotos angeschaut!!👍👍👍 Ich lebe da immer voll mit, ich lese und sehe eure Begeisterung, Lebenserfahrungen inkl. 😘😘😘😘

  3. Diese phantastischen Photos von Eurer Traumreise werden wir noch oft anschauen, so umwerfend super ist
    Eure Reise! Deine wunderbar formulierten Beschreibungen, Rafi, lassen uns lebhaft teilhaben, danke! Weiterhin viel Glück und tolle Erlebnisse.

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